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Luftbrücke nach Biafra - Meilenstein der Humanitären Hilfe

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Biafra - Hungersnot und humanitäre Krise

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Meilenstein und Lehrstück

der Humanitären Hilfe

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Biafra - Hungersnot und humanitäre Krise

Am 15. Januar 2020 jährt sich das Ende des nigerianischen Bürgerkrieges zum 50. Mal.

Nach 30 Monaten währenden Kämpfen zwischen den Streitkräften der Zentralregierung Nigerias und den Soldaten der als abtrünnig bezeichneten Ostregion des Landes, kapitulierte Biafra.








mit Filmstills aus "Rückkehr ins Leben"
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  • Der Krieg gilt als erster Sezessionskrieg (Bürgerkrieg mit dem Ziel der Unabhängigkeit einer Region) im postkolonialen Afrika. 
  • Biafra ist in die Weltgeschichte eingegangenen als ein Synonym für den Schrecken des Hungers. Es ist die erste Hungersnot, die täglich über den Fernseher in die Wohnzimmer der Europäer übertragen wurde. Der Hunger wurde zum Medienereignis.
  • Eine zivile Luftbrücke versuchte, die Menschen in Biafra vor dem Hungertod zu retten. Kirchliche Hilfswerke organisierten eine der größten humanitären Hilfsaktionen nach dem Zweiten Weltkrieg.
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Viele Schätzungen gehen von
rund zwei Millionen Toten aus.

Dabei starben die meisten Menschen
nicht an den direkten Folgen
der militärischen Kämpfe,
sondern am Hunger.
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Gerade noch war Markttag
an diesem Ort mitten in Biafra
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Was war dem Krieg vorausgegangen?

Nigeria erlebte in den zwei Jahren vor der Biafra-Krise zwei Putsche und Machtrangeleien im Militär sowie ein Pogrom an 30.000 Menschen, vorwiegend Igbo. Sie kamen vorwiegend aus dem Osten des Landes, lebten aber im Norden.

Aus Protest gegen die Untätigkeit der Militärregierung gegenüber den Massakern boykottierte Oberst Odumegwu Ojukwu, Militärgouverneur der östlichen Regionen, die Mitarbeit am Verfassungskomitee eines gerade neu geschaffenen Militärrates. Wenig später stellt er die Zahlungen an die Zentralregierung ein.

Die Ostprovinz war wirtschaftlich aufgrund der Einnahmen aus dem Erdölgeschäft bedeutend.   Das Regime von Präsident Yakubu Gowon verkündete daraufhin Anfang Mai 1967 eine Neuordnung der Provinzen Nigerias. Der Versuch, das Land als Konföderation zusammenzuhalten, scheiterte schließlich. Der Osten, fortan als Biafra bezeichnet, erklärte sich unabhängig.
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... tönte es am 30. Mai 1967 aus dem Radio in der gleichnamigen ostnigerianischen Provinz. Die Stimme des Militärgouverneurs Ojukwu stimmte zunächst hoffnungsvoll – waren doch rund 2 Millionen Igbo nach dem Pogrom im Norden in ihre Herkunftsregion in die Ostprovinz geflohen.


Doch die Führung in Lagos wolle die abtrünnige Region mit einem als Polizeiaktion bezeichneten Vordringen zurückholen. Es folgte ein 30 Monate währender Sezessionskrieg.

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Nur vier afrikanische Länder und Haiti
erkannten Biafra als souveränen Staat an.
England als ehemalige Kolonialmacht
war sehr tief in den Konflikt verwickelt
und versorgte Nigeria mit Waffen.

Auch die UdSSR unterstützte die
Zentralregierung mit Waffen.
Die USA blieben weitgehend untätig,
während Frankreich bald Biafra aktiv unterstützte.

Der Krieg in Nigeria wurde – nicht zuletzt wegen der Erdölvorkommen – von internationalen machtpolitischen Interessen beeinflusst.

In Biafra hatten viele das Gefühl, nichts verlieren zu können.

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Im Nigerdelta, das 1967 Teil der abtrünnigen Provinz Biafra war, hatte die Ölförderung nach der Unabhängigkeit Nigerias stark zugenommen:

„1956 wurden 13,3 Millionen Tonnen gefördert; bis 1960 war die Produktion stark gestiegen – und sollte dann bis 1974 auf 111,6 Millionen anwachsen“.

Ein unabhängiges Biafra hätte davon stark profitiert. Für die Zentralregierung in Lagos hätte die Unabhängigkeit Biafras indessen den Verlust ihrer Haupteinnahmequelle bedeutet – ein Szenario, das es unbedingt zu verhindern galt.

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Am Ende wurden aus der
angekündigten Polizeiaktion
920 Tage Krieg.
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Wie erinnern die Menschen den Krieg?

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Emmanuel Ede hat den Biafra-Krieg hautnah miterlebt. Als die Caritas-Helferinnen und Helfer begannen, in der Nacht mit Flugzeugen Hilfspakete einzufliegen und abzuwerfen, half Ede dabei, sie abzuladen. Für die Arbeit wurde er mit Nahrungsmitteln bezahlt. Mit Milchpulver, Stockfisch und Käse.

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Als der Krieg 1967 ausbrach, war ich 18 Jahre alt und wie Tausende von Teenagern in meinem Alter war ich zum Militärdienst berechtigt. Ich habe mich lieber für das Rote Kreuz von Biafran entschieden. Als Port Harcourt im Mai 1968 schließlich fiel,...



In den 1990er Jahren hat Father Omenka im Archiv des Deutschen Caritas Verbandes über Biafra recherchiert und später auch in Nigeria an Universitäten über den Kieg publiziert.
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Als der Krieg 1967 ausbrach, war ich 18 Jahre alt und wie Tausende von Teenagern in meinem Alter war ich zum Militärdienst berechtigt. Ich habe mich lieber für das Rote Kreuz von Biafran entschieden. Als Port Harcourt im Mai 1968 schließlich fiel, zog das Junior Seminar aus Port Harcourt um, nach Umuaturu Etche. Der Aufenthalt dort dauerte weniger als zwei Wochen. Denn dann bat uns alle die Seminarleitung, nach Hause zu gehen - wenn es ein Zuhause gibt, in das wir gehen können.


Es gab unerbittliche Angriffe und Bombardierungen sowohl der Armee als auch der Zivilbevölkerung durch die Bundeswehr. Dies löste eine stetige Welle von Flüchtlingen aus, die ins Landesinnere nach Owerri flohen.

 Aufgrund meiner Ausbildung beim Roten Kreuz habe ich mich der Casualty Clearing Post (CCP) bei Elele angeschlossen. Dies war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich sah aus erster Hand die Brutalität des Krieges hinter den kämpfenden Soldaten, die ihr Bestes gaben, um ihre Positionen gegen die überlegene Feuerkraft der Bundeswehr zu verteidigen. Unsere Aufgabe war es, den schrecklichen Wunden der Soldaten an der Kriegsfront Erste Hilfe zu leisten, bevor sie zu den medizinischen Einheiten auf der Rückseite transportiert wurden. Viele Soldaten starben, weil selbst die einfachste Erste-Hilfe-Ausstattung fehlte. Und die wenigen von uns, die diesen Job gemacht haben, mussten den verfügbaren Raum der Post mit Hunderten von sterbenden und toten Soldaten und Zivilisten teilen. 


Zurück zu Hause erkannte mich meine Mutter kaum: Ich sah blass, abgemagert und dreckig aus. Das Armband des Roten Kreuzes hatte ich zerrissen, aber den grünen Overall wieder angezogen. Er bedeckte die zerfetzte Hose und das Hemd, die ich einen Monat lang getragen hatte. Meine Mutter verbrannte den Overall, weil er nach ihrer Meinung den Gestank des Todes trug. Die ständige Durchnässung mit dem Blut verwundeter Soldaten hatte das hellgrüne in dunkle Farbe verwandelt.  



Nach zwei Wochen zu Hause schloss ich mich dem örtlichen Roten Kreuz an, das auf dem Gelände der Sacred Heart Parish Nguru Mbaise stationiert war. Eine Woche nach meiner Ankunft dort war ich als Sozialarbeiter im Ernährungszentrum in Ogbor Nguru beschäftigt, einem der größten seiner Art während des Krieges. Meine Aufgabe war es, vor allem Vitamintabletten und eine Vielzahl von schmerzlindernden Medikamenten zu verteilen, die von einem Krankenpfleger verschrieben wurden, der zuvor als Wachmann in einem Tabakunternehmen in Port Harcourt gearbeitet hatte. Zusammen mit zehn weiteren Junior-Seminaristen habe ich geholfen, im überfüllten Ernährungszentrum Ordnung zu schaffen und Kindern mit schweren Fällen von Kwashiorkor zu helfen. Wir waren ständig in Gefahr, in die biafranische Armee eingezogen zu werden. Wann immer wir uns außerhalb des Lagers wagten, wurden wir sofort von wartenden Soldaten ergriffen, die im Austausch für unsere Freilassung Hilfsgüter erhielten.


Für uns kräftigen Männer war das Ernährungszentrum eine Art Gefängnis, aber angesichts des allgemeinen Kriegszustands ein willkommenes. Zum ersten Mal standen Stockfisch und Salz auf meinem Speiseplan.   Im Oktober 1969 wurde in Amakohia das Major Seminary für Philosophiestudenten wiedereröffnet, und ich gehörte zu denen, die sich qualifizierten, um den Kurs dort zu beginnen. Die Bedingungen auf dem Campus waren alles andere als ideal. Die Ernährung war schwierig, der Zugang zu den grundlegenden Einrichtungen und Sicherheit ebenso. Es herrschte überall ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, wegen der ständigen schlechten Nachrichten von der Kriegsfront. Die Soldaten Biafras befanden sich von allen Fronten auf dem Rückzug, besiegt von Hunger und Krankheit.   Am 12. Januar 1970 kamen tausende Flüchtlinge auf das Gelände des Seminars, darunter viele aus meinem eigenen Dorf.



Unter den Flüchtlingen befanden sich viele fliehende Soldaten, die dem Proviantlager im Haus des Vaters besondere Aufmerksamkeit schenkten. Nur wenige Schüler wussten tatsächlich von der Existenz des Lagers. Die Seminaristen waren völlig überrascht, als sie feststellten, dass das Geschäft bis zum Rand gefüllt war mit einer großen Auswahl an Lebensmitteln, verschiedenen Getränken, Utensilien und vielen anderen Wertsachen.   Viele der fliehenden biafranischen Soldaten, die jetzt in Zivil gekleidet sind, fiel es schwer, sich von ihren modernen Gewehren zu trennen. Gewehre kamen in größerer Menge, als der Krieg bereits verloren war. Doch als sie die Lebensmittel im Seminargelände fanden, kam es zum Tausch. Innerhalb weniger Minuten war das Lager mit automatischen Gewehren übersät, die die hungrigen Soldaten im Austausch für Lebensmittel zurückgelassen hatten.  



Studierende, ehemalige Soldaten, Plünderer und Flüchtlinge: Alle machten sich eiligst auf den Weg in den Busch, nachdem sie den Hilfsspeicher von seinem Inhalt geleert hatten. Die ehemaligen biafranischen Soldaten waren nirgendwo zu finden. Vier lange Tage lang folgte ein Spiel um Leben und Tod, in einer Atmosphäre eines gigantischen Picknicks. Die eindringende Armee auf dem Schulgelände gab gezielte Schüsse in Richtung der Unruhe im Busch ab, einige Seminaristen wurden getroffen. Zwei Tage lang blieben alle im Busch. Am vierten Tag ersetzte der Hunger die Angst. Die Flüchtlinge machten sich auf den Weg, die Seminaristen gingen in die Kirchenhäuser, die noch übrig waren. So endete der Krieg für mich. Weil jeder Schüler fast drei Jahre verloren hatte.
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Der Krieg brach 1967 aus und dauerte bis 1970. Ich wurde im März 1963 geboren, also war ich bei Kriegsausbruch vier Jahre alt. Daher habe ich eine kindliche Erinnerung an den Krieg. Als die nigerianische Armee unsere Häuser bombardierte, liefen wir mit unseren Eltern in ein Nachbardorf, wo wir Schutz suchten. Im Zuge der Flucht haben wir alles verloren, was wir besaßen, denn wir gingen einfach weg, ohne irgendetwas, wir rannten schließlich um unser Leben.

Ich erinnere sehr genau, wie wir in das Nachbardorf flüchteten, und wie mühsam das war. Denn als wir ankamen, waren wir wegen der großen Entfernung bereits sehr erschöpft. Und ich erinnere, dass sehr viele Menschen entlang der Straße unterwegs waren, so viele, dass die Dorfgemeinschaft nicht in der Lage war, die große Anzahl an Personen zu beherbergen. Es gab viele Probleme, es herrschte Unsicherheit, die Menschen hatten Angst, und sie hatten Hunger. All das war für ein Kind eine schlimme Erfahrung.


Selbst in dieser schwierigen Lage versuchten einige Ältere und junge Leute, auf die Felder zurückzukehren und nachzusehen, was sie an Nahrung aus dem zerbombten Dorf retten konnten. Dor Ort, an dem wir waren, wurde nicht wie heute als Lager für Binnenvertriebe errichtet - es gab kein Notlager im heutigen Sinne, aber wir fanden Unterschlupf in den Nachbardörfern, und die Bevölkerung dort war sehr empathisch mit unserer Not. Doch die Menschen hatten auch immer Angst, dass das Militär in ihrem Dorf anrücken würde, dass sie eines Tages ebenso flüchten müssen. Diese Situation hatte aber auch etwas sehr Ermutigendes, weil man spürte, dass man nicht alleine war.

Die Menschen stellten sich darauf ein, mit dem Wenigen, was sie besaßen, zu helfen, das wenige Essen, das sie hatten, zu teilen. Und das ist es, was ich mitgenommen habe. Jederzeit waren die Menschen darauf vorbereitet, zu teilen, ohne jede Gewissheit, dass es ihnen morgen vielleicht besser ergehen würde.

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Father Uchechukwu Obodoechina
ist Direktor der Nationalen Caritas Nigeria.

Bei einem Besuch bei Caritas international
erzählt er, wie er den Krieg als Vierjähriger erinnert.

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Hunger und vergessene Krise

Mit der kompletten Blockade Biafras durch nigerianische Truppen wurden Nahrung und Medikamente knapp, es kam zu Vertreibungen und zu einer Hungersnot.

Die Blockade machte die eingeschlossene Zivilbevölkerung von humanitärer Hilfe abhängig. Das waren rund 13 Millionen Menschen.

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Erst mit diesen Bildern „afrikanischer Hungerkinder“ erreichten Nachrichten über diesen scheußlichen Krieg die westliche Öffentlichkeit.


Zuvor hatte sich in Europa kaum jemand für das Leid der zivilen Bevölkerung in Biafra interessiert.

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In der Folge der Berichterstattung über den Biafra Krieg gründeten sich in Westdeutschland Dutzende “Biafra-Gruppen” und “Biafra-Komitees”.

Sie sammelten Spenden, schrieben Briefe an Abgeordnete und informierten die Öffentlichkeit. Die Bilder aus Biafra von ausgemergelten Kindern mit aufgeblähten Bäuchen landeten auf den Titelseiten.

Sie riefen in der Öffentlichkeit Mitleid, Empörung und eine Parteinahme für die Sezessionisten aus Biafra hervor.
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Die internationale Gemeinschaft und die Organisation Afrikanischer Einheit (OAU) konnte nicht länger ignorieren, dass Nigeria den festgefahrenen Krieg durch das Aushungern Biafras zu gewinnen versuchte.

Der Biafrakrieg hatte inzwischen durch die aktive Arbeit von Medienagenturen die Redaktionen Europas und Amerikas erreicht. Bilder von ausgehungerten Kindern füllten Titelseiten westlicher Zeitschriften.


Viele Organisationen sahen in der Taktik der Blockade und des Aushungerns einen „Völkermord“ – manche Kommentatoren zogen teilweise Parallelen zu Auschwitz. Angesichts dieser Kampagne fürchtete das politische Afrika einen Imageverlust und intensivierte seine Friedensbemühungen.

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Länger als zwei Jahre wurden im Rahmen der „Operation Biafra“ Hilfsgüter zur Versorgung der notleidenden Bevölkerung über eine Luftbrücke nach Biafra geflogen.

Die deutschen Hilfswerke Caritas und Diakonisches Werk waren maßgeblich an dieser ökumenischen, in der Geschichte der humanitären Hilfe bis dahin beispiellosen Hilfsaktion beteiligt.
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Die Zivilgesellschaft rüttelt wach

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Im Februar 1968 brachte Caritas Internationalis die ersten Hilfsgüter per Schiff und Flugzeug nach Port Harcourt in Biafra.  

Finanziert wurden die Hilfslieferungen u.a. durch: Vatikan, Caritas Internationalis, Wohlfahrtsorganisationen der USA, Caritas Schweiz, War on Want, Misereor, Oxfam, Heiliger Geist Missionsgesellschaft, Caritas Belgien, Cath. Women´s League England, Africa Concern.




Georg Hüssler erinnert sich:

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Am 18. Mai 1968 eroberten Truppen der Zentralregierung die Hafenstadt Port Harcourt. Damit war Biafra komplett von Nigeria eingeschlossen und nur noch auf dem Luftweg zu erreichen.  

Im Juli 1968 endeten Verhandlungen in Niamey/Niger über einen Luft- oder Landkorridor ohne Ergebnis.

Die Hilfsgüterflüge in den kommenden Monaten und Jahren finden ausschließlich nachts statt, weil die Regierung in Lagos keine Tagflüge und keine direkte humanitäre Hilfe nach Biafra erlaubte.
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Im Herbst 1968 schließen sich 25 kirchliche Hilfswerke aus 17 Ländern zur Joint Church Aid zusammen.



Hannelore Hensle vom Diakonischen Werk erinnert sich an ihren Einsatz:

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Unter schwierigsten Bedingungen wurden mehrere Millionen Menschen vor dem Hungertod bewahrt. Die Hilfe erforderte einen enormen logistischen Aufwand.

Dazu Georg Hüssler:

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Für die Luftbrücke standen dem JCA zeitweise bis zu 16 Flugzeuge zur Verfügung.

Die Hilfsaktionen standen nahezu permanent unter militärischem Beschuss.


Acht Flugzeuge gingen durch Beschuss, Bombardierungen oder Unfälle verloren.


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122 biafranische und 35 europäische und amerikanische Helfer und Freunde fanden den Tod, darunter 17 Piloten.


Acht Flugzeuge gingen verloren.


Der Friedhof am Flughafen des Dorfes Uli
wurde nach dem Ende des Krieges 1970 zerstört.


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 „Joint Church Aid versorgt im Kessel von Biafra zur Zeit in 1586 Flüchtlingslagern 1,3 Millionen Menschen und eine weitere halbe Million außerhalb der Lager. Rund 1,5 Millionen Menschen werden in 2000 Speisungszentren notdürftig verpflegt und so vor dem Hungertod bewahrt."
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Kinderheime und medizinische Hilfe











Aus Biafra wurden von der Aktion Brot für die Welt und Caritas Kinder ausgeflogen, die extrem mangelernährt waren.

Sie wurden in einem Militärkrankenhaus behandelt und dann in ein eigens errichtetes Kinderheim in Gabun gebracht.
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In dem Kinderheim in Gabun wurden die Kinder nicht nur ernährt. Man kümmerte sich um eine Beschäftigung, um die Erinnerung an die Kriegserlebnisse und den Verlust der Eltern besser zu bewältigen. Und es gab Unterricht für alle Kinder.


Nach Kriegsende mussten die Eltern aufgesucht werden, bevor die Kinder zu ihnen zurückgebracht wurden. Nicht alle konnten ihre Eltern wiedersehen.


Georg Hüssler erinnert sich:

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Das Ende des Krieges

Der Krieg ging nach gescheiterten Friedensverhandlungen in seine Routine über: Weitere Monate des Hungerns und Zermürbens  fügten der Bevölkerung schweres Leid zu.

Ende 1969 waren die Auflösungserscheinungen in der Armee Biafras unübersehbar.


Im Januar 1970 gab General Ojukwu auf. Die Luftbrücke wurde eingestellt, da die nigerianische Führung keinen Bedarf an humanitärer Hilfe für die Region sah.
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Bilanzen nach Kriegen verschweigen das individuelle Leid der Einzelnen. Mit der Luftbrücke konnte Leben gerettet werden, vor allen das einiger Kinder.

„22 Monate versorgte Joint Church Aid, die Vereinigte Kirchenhilfe für Biafra, von São Tomé aus vier Millionen Menschen mit Lebensmitteln, Medikamenten, Unterkünften und Kliniken im Wert von 116 Millionen Mark.

In 5.310 Flügen wurden mehr als 60.000 Tonnen Hilfsgüter in das Hungergebiet geflogen; Impfaktionen bannten die Seuchengefahr.“

Später setzte ich die Humanitäre Hilfe mit der schwierigen Frage auseinander, wie ein Hilfswerk in einem politischen Konflikt neutral und unparteiisch bleiben kann.
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Am 24.12.1968 beginnt mit der Evakuation der ersten 30 Kinder nach Libreville die sog. Kinderluftbrücke.

Durch die Kinderluftbrücke wurden 2.265 meist todkranke Kinder nach Libreville/Gabun ausgeflogen, am 8.2.1970 kehrten die letzten 30 Kinder in ihre Heimat zurück.
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Die FAZ berichtete am 21.01.1970:

Die Kirchenluftbrücke von Sao Tomé wird abgebrochen“. „Ihre neutrale, nur von humanitären Beweggründen geleitete Haltung wird von der nigerianischen Regierung nicht anerkannt. So blieb den 33 Mitgliedsstaaten aus 21 Nationen, die sich im Sommer 1968 zur bisher größten ökumenischen Hilfsaktion zusammengeschlossen hatten, nichts anderes übrig, als die Luftbrücke von Sao Tomé endgültig abzubauen.


Sobald auch die übrigen Abwicklungsarbeiten beendet sind, wird sich Joint Church Aid auflösen.


Der Fotograf Peter Williams erinnert sich:

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mit Filmstills aus 

Luftbrücke Biafra - Archiv Deutscher Caritasverband

Rückkehr ins Leben - Archiv Deutscher Caritasverband

Joe überlebte den Biafra-Krieg dank der Caritas-Luftbrücke - Stahlmedien im Auftrag der Caritas

Fotos
Jacob Ringler

Text
bildertexten

mit Stimmen von
Emmanuel Ede
Father Ochechukwu
Georg Hüssler
Hannelore Hensle
Joseph Mmeh
Jakob Ringler
Nichlas Omenku
Peter Williams

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